Am Dienstag um halb vier beschloss der Turm, dass Oben und Unten ohnehin Erfindungen waren. Er hatte jahrhundertelang versucht, in die Höhe zu wachsen, doch die Stockwerke weigerten sich, übereinander zu liegen. Stattdessen drängten sie seitlich, querfeldig, einander durchdringend wie ungeduldige Gedanken.
Das Rot erklärte sich zum Fundament, obwohl es bereits im dritten Stockwerk wohnte. Das Blau behauptete, es sei der Himmel, lag aber tief unter dem Grün begraben. Die Gelben mischten sich ein, argumentierten für Demokratie der Etagen, forderten gleiches Recht auf Schwerkraft.
„Ich bin müde”, sagte der Turm zu seinem Architekten, der längst nicht mehr existierte. „Von dieser Hierarchie der Richtungen.”
Also sprang er. Nicht nach unten – das wäre zu vorhersehbar gewesen. Er sprang seitwärts, aus dem Rahmen hinaus, in den weißen Raum, wo keine Geometrie ihn festhielt. Die Stockwerke folgten ihm nicht. Sie blieben zurück, stritten weiter über ihre Positionen, beschimpften einander in Primärfarben.
Im weißen Nichts traf der Turm einen Punkt, der behauptete, er sei eine Linie gewesen, bevor ihn jemand zusammengefaltet hatte. Sie verstanden sich sofort. Gemeinsam beschlossen sie, eine Dimension zu erfinden, in der Treppen nach innen führen und Türen sich in sich selbst öffnen.
Die Farben hinter dem Rahmen merkten erst Wochen später, dass niemand mehr da war, um sie zu ordnen. Seitdem herrscht dort nur noch fröhliches Chaos.
The Sad Tower Who Didn’t Know What to Do and Jumped Out of the Frame
On Tuesday at half past three, the tower decided that Up and Down were inventions anyway. It had spent centuries trying to grow upward, but the floors refused to lie on top of each other. Instead, they pushed sideways, crosswise, penetrating one another like impatient thoughts.
Red declared itself the foundation, though it already lived on the third floor. Blue claimed to be the sky but lay buried deep beneath the green. The yellows interfered, arguing for democracy of stories, demanding equal rights to gravity.
“I’m tired,” the tower said to its architect, who no longer existed. “Of this hierarchy of directions.”
So it jumped. Not downward—that would have been too predictable. It jumped sideways, out of the frame, into the white space where no geometry held it. The floors didn’t follow. They stayed behind, still arguing about their positions, insulting each other in primary colors.
In the white nothingness, the tower met a point that claimed it had been a line before someone folded it up. They understood each other immediately. Together they decided to invent a dimension where stairs lead inward and doors open into themselves.
The colors behind the frame didn’t notice for weeks that no one was there to organize them anymore. Since then, only cheerful chaos reigns there.


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