Der Turm der verpassten Treppenstufen

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Der Architekt baute einen Turm, der aus allen Richtungen gleichzeitig bestiegen werden konnte, weshalb niemand je ankam. Die türkisfarbenen Wände erinnerten sich an die Zukunft, die gelben Balken vergaßen die Gegenwart, und das Blau dazwischen tat so, als wäre es nie gebaut worden.

“Wie hoch ist er?” fragte ein Passant, der von unten nach innen schaute.

“Sieben Stockwerke nach rechts,” antwortete der Architekt. “Aber nur, wenn man rückwärts zählt.”

Der Turm hatte die unangenehme Eigenschaft, seine Perspektive zu wechseln, während man ihn bestieg. Was von außen ein Fenster war, wurde von innen zur tragenden Säule. Die Stufen führten gleichzeitig hinauf und zur Seite, was bedeutete, dass man beim Aufstieg automatisch irgendwo anders ankam.

Das Orange drumherum war nicht Himmel, sondern die Zeit, die der Turm sich weigerte zu verbringen. Es schmeckte nach morgen und duftete nach gestern, aber es klang vollkommen still.

“Lebt er?” flüsterte jemand, der versehentlich im dritten Stockwerk des Erdgeschosses angekommen war.

“Natürlich nicht,” sagte Gelb vom obersten Balken, der gleichzeitig der unterste war. “Er wurde ja gebaut, nicht geboren.”

Der Architekt nickte zufrieden. Ein Turm, der alle Richtungen gleichzeitig war, hatte endlich keinen Zweck mehr. Er klopfte gegen eine türkise Wand, die zurückklopfte aus dem Raum, der noch nicht existierte.

“Fertig,” sagte er und begann mit dem Abriss, der bedeutete, dass der Turm vollständig wurde.


The Tower of Missed Steps

The architect built a tower that could be climbed from all directions simultaneously, which is why no one ever arrived. The turquoise walls remembered the future, the yellow beams forgot the present, and the blue in between pretended it had never been built.

“How tall is it?” asked a passerby looking up from below at the inside.

“Seven floors to the right,” the architect replied. “But only if you count backwards.”

The tower had the unpleasant property of changing its perspective while you climbed it. What was a window from outside became a load-bearing column from within. The steps led simultaneously upward and sideways, meaning that ascending automatically got you somewhere else.

The orange around it was not sky but the time the tower refused to spend. It tasted of tomorrow and smelled of yesterday, but sounded completely silent.

“Is it alive?” whispered someone who had accidentally arrived on the third floor of the ground floor.

“Of course not,” said Yellow from the topmost beam, which was simultaneously the lowest. “It was built, not born.”

The architect nodded, satisfied. A tower that was all directions at once had finally lost all purpose. He knocked against a turquoise wall, which knocked back from the space that didn’t yet exist.

“Finished,” he said, and began the demolition, which meant the tower became complete.

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