Die bunte Motte erwacht / The Colorful Moth Awakens

Poem: Emergence Protocol

The moth woke in seventeen directions at once, each wing a different opinion about flight. Magenta insisted on rising, orange on diving, lime green suggested diagonal as a compromise.

The black lines—her sketch, her memory of being drawn— scratched through every certainty, reminding her she was once just an idea that forgot to stay two-dimensional.

She opened wings that were also arguments, flew in colors that refused to blend, left a trail of chromatic debris where consensus used to be.


Story: The Moth Learned Color Meant Speed

The Moth had been sleeping in grayscale for three hundred years when she woke to discover she’d become fluorescent. Not just colorful—weaponized. Each wing was a diagonal declaration in magenta, orange, lime, yellow, cyan, blue. The black lines that sketched her edges had multiplied, creating interference patterns wherever she moved.

“What happened?” she asked the Lepidopterist who’d been monitoring the cocoon.

“You absorbed the light wrong,” he said, consulting his instruments. “Instead of reflecting it gently, you fractured it into aggressive diagonals. You’re not a moth anymore. You’re a chromatic event.”

The Moth tried to close her wings, but they refused. They were too busy arguing about direction. The magenta upper section wanted to fly toward heat. The orange bands insisted on descending toward earth. The lime green streaks believed in sideways as the only honest trajectory. The cyan lower portion suggested they were already flying and didn’t realize it yet.

“Can I be fixed?” she asked.

“Fixed to what?” The Lepidopterist gestured at her incandescent chaos. “You’re the most mobile thing I’ve ever seen. You’re not flapping—you’re displacing. Every color is moving in a different timeframe.”

The Moth attempted flight. Immediately, the room filled with afterimages—pink trajectories where her wings had been, yellow predictions of where they would go, blue memories of flight paths from previous iterations. The black lines scratched through reality, editing the air itself.

She crashed into Tuesday, bounced off Wednesday, and came to rest hovering inside Friday afternoon.

“I can’t control this,” she said.

“No,” agreed the Lepidopterist. “But maybe control isn’t the goal. You’re not here to navigate. You’re here to demonstrate that movement doesn’t require destination.”

The Moth considered this. Her wings continued their chromatic disagreement, each diagonal pulling her in mutually exclusive directions that somehow resulted in hovering stability. She was stationary because she was flying everywhere at once.

“What should I do?”

“Wake up the others,” said the Lepidopterist, pointing to hundreds of grayscale cocoons lining the walls. “Teach them that sleep is just slow-motion explosion.”

The Moth flew—or didn’t fly, or had already flown and was remembering it in present tense—toward the sleeping forms. With each wingbeat, she released diagonal rays of violent beauty, scratching color into the dim room.

One by one, the cocoons began to glow. Not opening—glowing. Preparing for the catastrophic awakening that would turn them from creatures into chromatic theories about motion.

The Moth, satisfied, continued not-flying in seventeen directions, leaving trails of magenta urgency, orange descent, lime uncertainty, and cyan hindsight.

Behind her, the first cocoon cracked along a diagonal it had just invented.


Gedicht: Erwachungsprotokoll

Die Motte wachte in siebzehn Richtungen zugleich, jeder Flügel eine andere Meinung über Flug. Magenta bestand auf Steigen, Orange auf Tauchen, Lindgrün schlug diagonal als Kompromiss vor.

Die schwarzen Linien—ihre Skizze, ihre Erinnerung gezeichnet zu sein— kratzten durch jede Gewissheit, erinnerten sie, sie war einst nur eine Idee, die vergaß, zweidimensional zu bleiben.

Sie öffnete Flügel, die auch Argumente waren, flog in Farben, die sich weigerten zu mischen, hinterließ eine Spur chromatischer Trümmer, wo Konsens gewesen war.


Geschichte: Die Motte lernte, Farbe bedeutet Geschwindigkeit

Die Motte hatte dreihundert Jahre in Graustufen geschlafen, als sie erwachte und entdeckte, sie war fluoreszierend geworden. Nicht nur bunt—bewaffnet. Jeder Flügel war eine diagonale Erklärung in Magenta, Orange, Lindgrün, Gelb, Cyan, Blau. Die schwarzen Linien, die ihre Kanten skizzierten, hatten sich vermehrt und erschufen Interferenzmuster, wo immer sie sich bewegte.

“Was ist passiert?” fragte sie den Lepidopterologen, der den Kokon überwacht hatte.

“Du hast das Licht falsch absorbiert”, sagte er und konsultierte seine Instrumente. “Anstatt es sanft zu reflektieren, hast du es in aggressive Diagonalen zersplittert. Du bist keine Motte mehr. Du bist ein chromatisches Ereignis.”

Die Motte versuchte ihre Flügel zu schließen, aber sie weigerten sich. Sie waren zu beschäftigt, über Richtung zu streiten. Die magenta obere Sektion wollte zur Wärme fliegen. Die orangen Bänder bestanden darauf, zur Erde zu sinken. Die lindgrünen Streifen glaubten an seitwärts als einzige ehrliche Trajektorie. Der cyan untere Teil schlug vor, sie flögen bereits und merkten es nur noch nicht.

“Kann ich repariert werden?” fragte sie.

“Zu was repariert?” Der Lepidopterologe gestikulierte zu ihrem glühenden Chaos. “Du bist das mobilste Ding, das ich je gesehen habe. Du flatterst nicht—du verschiebst. Jede Farbe bewegt sich in einem anderen Zeitrahmen.”

Die Motte versuchte zu fliegen. Sofort füllte sich der Raum mit Nachbildern—rosa Trajektorien, wo ihre Flügel gewesen waren, gelbe Vorhersagen, wohin sie gehen würden, blaue Erinnerungen an Flugpfade aus vorherigen Iterationen. Die schwarzen Linien kratzten durch die Realität, editierten die Luft selbst.

Sie krachte in Dienstag, prallte von Mittwoch ab und kam schwebend in Freitagnachmittag zur Ruhe.

“Ich kann das nicht kontrollieren”, sagte sie.

“Nein”, stimmte der Lepidopterologe zu. “Aber vielleicht ist Kontrolle nicht das Ziel. Du bist nicht hier, um zu navigieren. Du bist hier, um zu demonstrieren, dass Bewegung kein Ziel erfordert.”

Die Motte überlegte. Ihre Flügel setzten ihre chromatische Meinungsverschiedenheit fort, jede Diagonale zog sie in sich gegenseitig ausschließende Richtungen, die irgendwie in schwebender Stabilität resultierten. Sie war stationär, weil sie überallhin zugleich flog.

“Was sollte ich tun?”

“Weck die anderen”, sagte der Lepidopterologe und zeigte auf hunderte Graustufen-Kokons an den Wänden. “Lehre sie, dass Schlaf nur Explosion in Zeitlupe ist.”

Die Motte flog—oder flog nicht, oder war bereits geflogen und erinnerte es in Gegenwartsform—zu den schlafenden Formen. Mit jedem Flügelschlag entließ sie diagonale Strahlen gewaltsamer Schönheit, kratzte Farbe in den dämmrigen Raum.

Einer nach dem anderen begannen die Kokons zu leuchten. Nicht sich zu öffnen—zu leuchten. Sich vorzubereiten auf das katastrophale Erwachen, das sie von Kreaturen in chromatische Theorien über Bewegung verwandeln würde.

Die Motte, zufrieden, flog weiter nicht-fliegend in siebzehn Richtungen, hinterließ Spuren magenta Dringlichkeit, orangen Abstiegs, lindgrüner Unsicherheit und cyaner Rückschau.

Hinter ihr riss der erste Kokon entlang einer Diagonale, die er gerade erfunden hatte.


Discover more from SchWeinWelten

Subscribe to get the latest posts sent to your email.

Support this blogging project voluntarily with just 1 EUR per month!

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *