Die Flasche ohne Geist / The Bottle Without Spirit

Poem: The Empty Convention

The bottles gathered for their annual meeting, each one claiming to have once held something important. Purple swore it contained wine that turned to philosophy. Magenta insisted on perfume that became memory. Blue remembered water that forgot to stay liquid.

But the tallest bottle—turquoise and certain— admitted it had never held anything at all. “I was born empty,” it confessed. “My spirit left before I was filled.”

The others fell silent, contemplating their own hollowness. Perhaps they’d all been empty from the beginning, and the contents were just visiting opinions that evaporated.


Story: The Spirit Filed for Separation

The Bottle woke on Tuesday to discover its Spirit had left. No note, no explanation—just an absence where presence used to be.

“I don’t understand,” the Bottle told the other vessels at the support group. “We were together for years. I held it perfectly. I never leaked.”

“That’s the problem,” said a purple cylinder who’d lost its own Spirit months ago. “You were too perfect. Spirits need cracks to breathe.”

The Bottle examined itself. It was flawlessly formed—turquoise glass with clean lines, a proper neck, a stable base. Every molecule aligned in transparent certainty. There was no room for mystery, no space for the Spirit to hide or transform or ferment into something unexpected.

“Spirits don’t want containers,” explained a magenta flask with a chipped rim. “They want collaborators. You were just storage.”

The Bottle tried to understand. It had been designed for one purpose: to hold. To contain. To preserve whatever was placed inside. How could that be wrong?

A small blue glass, cracked down the middle but still somehow functional, spoke up. “My Spirit stayed because I leaked. Every day I lost a little, and every day the Spirit had to decide: leave completely or stay and adapt. The uncertainty kept us interesting to each other.”

The Bottle looked at its perfect transparency, its unblemished surface, its geometric precision. It had been so good at being a bottle that it had forgotten to be a relationship.

That night, the Bottle practiced being imperfect. It held moonlight awkwardly. It reflected the window at a slightly wrong angle. It allowed dust to settle unevenly on its shoulder.

The Spirit didn’t return. But the Bottle became comfortable with emptiness, which was its own kind of fullness.

In the morning, a purple shadow—maybe a new Spirit, maybe just light—moved tentatively across its surface. The Bottle didn’t try to capture it. They simply existed together for a moment, undefined.


Gedicht: Die leere Konvention

Die Flaschen versammelten sich zu ihrem jährlichen Treffen, jede behauptete, einst etwas Wichtiges enthalten zu haben. Violett schwor, es enthielt Wein, der zu Philosophie wurde. Magenta bestand auf Parfüm, das zur Erinnerung wurde. Blau erinnerte sich an Wasser, das vergaß, flüssig zu bleiben.

Aber die höchste Flasche—türkis und gewiss— gestand, sie hätte nie etwas enthalten. “Ich wurde leer geboren”, bekannte sie. “Mein Geist ging, bevor ich gefüllt wurde.”

Die anderen schwiegen und betrachteten ihre eigene Hohlheit. Vielleicht waren sie alle von Anfang an leer gewesen, und die Inhalte waren nur besuchende Meinungen, die verdampften.


Geschichte: Der Geist reichte die Trennung ein

Die Flasche wachte dienstags auf und entdeckte, ihr Geist war gegangen. Keine Notiz, keine Erklärung—nur eine Abwesenheit, wo Anwesenheit gewesen war.

“Ich verstehe nicht”, sagte die Flasche den anderen Gefäßen in der Selbsthilfegruppe. “Wir waren jahrelang zusammen. Ich hielt es perfekt. Ich habe nie geleckt.”

“Das ist das Problem”, sagte ein violetter Zylinder, der seinen eigenen Geist vor Monaten verloren hatte. “Du warst zu perfekt. Geister brauchen Risse zum Atmen.”

Die Flasche untersuchte sich selbst. Sie war makellos geformt—türkises Glas mit sauberen Linien, ein ordentlicher Hals, eine stabile Basis. Jedes Molekül in transparenter Gewissheit ausgerichtet. Es gab keinen Raum für Mysterium, keinen Platz für den Geist, sich zu verstecken oder zu transformieren oder zu etwas Unerwartetem zu fermentieren.

“Geister wollen keine Behälter”, erklärte eine magenta Flasche mit abgesplittertem Rand. “Sie wollen Kollaborateure. Du warst nur Lagerung.”

Die Flasche versuchte zu verstehen. Sie war für einen Zweck entworfen worden: zu halten. Zu enthalten. Zu bewahren, was hineingelegt wurde. Wie konnte das falsch sein?

Ein kleines blaues Glas, in der Mitte gesprungen aber noch irgendwie funktional, sprach auf. “Mein Geist blieb, weil ich leckte. Jeden Tag verlor ich ein wenig, und jeden Tag musste der Geist entscheiden: vollständig gehen oder bleiben und sich anpassen. Die Unsicherheit hielt uns füreinander interessant.”

Die Flasche betrachtete ihre perfekte Transparenz, ihre makellose Oberfläche, ihre geometrische Präzision. Sie war so gut darin gewesen, eine Flasche zu sein, dass sie vergessen hatte, eine Beziehung zu sein.

Diese Nacht übte die Flasche, unvollkommen zu sein. Sie hielt Mondlicht unbeholfen. Sie reflektierte das Fenster in einem leicht falschen Winkel. Sie erlaubte Staub, sich ungleichmäßig auf ihrer Schulter abzusetzen.

Der Geist kehrte nicht zurück. Aber die Flasche wurde bequem mit Leere, was ihre eigene Art von Fülle war.

Am Morgen bewegte sich ein violetter Schatten—vielleicht ein neuer Geist, vielleicht nur Licht—tentativ über ihre Oberfläche. Die Flasche versuchte nicht, ihn einzufangen. Sie existierten einfach zusammen für einen Moment, undefiniert.


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